Liebe Kolleginnen* und Kollegen*, liebe Verbündete, liebe Freundinnen* und Freunde* des Alte Heimat Treff und jaz,
nach dreizehn Jahren beendet jaz (das Jane Addams Zentrum e.V.) seine Arbeit in der Siedlung Alte Heimat in Laim.
Unser Auftrag, den wir zunächst von REGSAM, dann auch vom Stadtrat bekamen, lautete damals, die Bedürfnisse der Mieterinnen* und Mieter* zu erforschen und ihre Beteiligung am bevorstehenden Umbau oder Neubau zu ermöglichen.
Wir fanden eine Siedlung vor, für die es bereits Abrisspläne gab. Die Wohnungen, die ursprünglich für im Zweiten Weltkrieg ausgebombte bedürftige Münchnerinnen* und Münchner* errichtet wurden, waren stark renovierungsbedürftig und erfüllten nicht die aktuellen Standards von Barrierefreiheit.
Abriss und Neubau wäre doch eine gute Lösung, dachten viele. Aber was dachten die betroffenen Mieterinnen* und Mieter* darüber?
Wir fanden heraus, dass sie ihre gemeinsame Geschichte und die Siedlung schätzten und diesen Ort und seinen besonderen Charakter erhalten wollten.
Aus unseren ersten Befragungen ist ein langjähriger Community Organizing Prozess entstanden, in dem die Nachbarschaft begleitet und unterstützt durch jaz sich solidarisierte und eine kraftvolle Mieter*innen-Initiative, den AHA (Alte Heimat Arbeitskreis) aufbaute. Der AHA bündelte und vermittelte die Wünsche der Siedlungsbewohnerinnen* und -bewohner* an Entscheidungsträger.
Auf seinen Antrag in der Bürgerversammlung Laim hin, beschloss der Stadtrat die ständige Beteiligung der Vertretung der Mieterschaft an einem Jour Fixe zur Instandhaltung und Erneuerung der Alten Heimat. Seit dieser Zeit hat sich viel getan. Über zehn Jahre hinweg nahm der AHA an Planungsgesprächen teil und setzte schließlich den Erhalt der Siedlung durch.
Ein Teil der Gebäude wurde instand gesetzt: Für die damals fünf Wohnungen mit gehörlosen Mieterinnen* und Mieter* wurden Videogegensprechanlagen eingebaut. Gebäude, die nicht erhalten werden konnten, wurden abgerissen und durch fünf- und siebenstöckige Gebäude mit Aufzügen ersetzt. Allein das große Thomas-Wimmer-Haus ist noch „in Arbeit“. Es wird zurzeit rückgebaut und soll dann – größer und nach zeitgemäßen Standards – neu errichtet werden.
Auch ein Nachbarschaftstreff wurde in Trägerschaft von jaz aufgebaut – ein Zentrum für gemeinsame Aktivitäten und Veranstaltungen, die den Wünschen und Bedürfnissen der Mieterschaft entsprechen: Frühstück, Sonntags-Brunch, Café-Nachmittage, Kinderbasteln, Fahrräder- und Kleinreparatur sind gut besuchte Angebote. Wie in der Stiftungssatzung festgelegt, sind die Mieter*innen überwiegend älter und/oder von Behinderung betroffen und haben ein geringes Einkommen. Dazugekommen sind in den letzten Jahren junge Familien mit einem Fluchthintergrund.
Das Projekt „Wohnen im Viertel“ fand neben dem Treff auch einen Platz.
Unsere gemeinsame Arbeit ist getan, das Ziel erfüllt oder übererfüllt. Neue Wege und unvorhergesehene Seitenwege wurden begangen. Wir haben viel Anerkennung dafür bekommen, Bücher und Artikel wurden geschrieben, Preise gewonnen.
So gibt jaz die Trägerschaft des Alte Heimat Treffs ab und die Münchner Wohnen wird ihn ab September als neuer Träger leiten.
Wir haben viele Geschichten gehört, viele beeindruckende Menschen kennengelernt, viel Spaß zusammen gehabt. Der Abschied fällt uns nicht leicht. Ihr könnt mehr über die Geschichte und die Arbeit in der bald erscheinenden Neuauflage des „Handbuch Community Organizing“ von FOCO – Forum Community Organizing und Stiftung Mitarbeit.
Vielen Dank Ihnen und Euch für das Zuhören, für die guten Vorschläge, für die intensive Zusammenarbeit und langjährige Unterstützung.
Herzliche Grüße
Das Alte Heimat Treff Team und das Jane Addams Zentrum
Hester Butterfield und Nghiem Xuan Tuan
Constanze Ziegler und Felix Hanko